Die Geschichte unseres Schützenvereins

Von der wehrhaften Freifahne zum Traditionsverein



Schon von altersher hat das Schützenwesen in Geversdorf eine hervorragende Rolle gespielt. Die Vorläufer des heutigen Schützenverein ziehen sich unter vielerlei Namen und Erscheinungsformen durch die Jahrhunderte. Sinn und Zweck war immer der Schutz der Bürger und des dörflichen Gemeinwesens.

Zuerst war es die uralte Wehrverfassung, die alle freien Männer der Marsch erfaßte und zum Schutze des Gemeinwesens verpflichtete. Dann folgte die sogenannte "Freifahne" mit dem Osterfähnlein und dem Westerfähnlein. Beide Fähnlein dienten zur allgemeinen Landesverteidigung. Darüber gibt es aus den Jahren 1593 bis 1606 detaillierte Angaben über Stärke und Bewaffnung. Die ganze Wehrkraft bestand 1593 aus 1.144 Mann. Die Geversdorfer Bürgerwehr gehörte mit Oberndorf zum Osterfähnlein. In dieser alten "Freifahne" mit den verschiedenen Fähnlein hat der Geversdorfer Schützenverein, das Geversdorfer Schützenwesen, seinen Ursprung.

Dreimal (1626, 1632 und 1712) griff die Geversdorfer Bürgerwehr im Verband der Freifahne in die Geschicke der Gemeinde, damals des Kirchspiels, ein. Besonders erwähnenswert ist das Ereignis im April des Jahres 1632, als man mit der Waffe in der Hand den Übergang über die Oste bei der Fähre in Geversdorf sperrte.

Wir wissen, dass im Dreißigjährigen Krieg (1618 - 1648) die Kaiserlichen unter dem Reitergeneral Pappenheim die Schweden, die das Land besetzt hielten, bei Freiburg überfallen hatten und mordend und plündernd durch Kehdingen heranzogen und auch ganz Itzwörden niederbrannten. Die Geversdorfer konnten noch rechtzeitig Gegenmaßnahmen treffen - sie holten die Itzwördener Bewohner auf diese Seite und besetzten die Ostelinie bis in den Schnoock hinein. An der Fähre, die 1423 als "nyge vere" (sprich neue Fähre) zum ersten Male erwähnt wird, war die Freifahne, die Geversdorfer Bürgerwehr, eingesetzt. In einem lebhaften Gefecht wurden die Pappenheimer, die mit Kähnen, Flößen und auf dem Rücken ihrer Pferde den Osteübergang nach Geversdorf erzwingen wollten, zurückgewiesen. Auf dieses historische Gefecht an der Ostefähre gründet sich der Name des heutigen Schützenvereins.

1712, als die Schweden die Belumer Schanze verließen und in Neuhaus viel Unheil anrichteten, traten die Ortskompanien aus Geverdorf und Oberndorf noch einmal zu einem Waffengang an. Die Schweden wurden in Dingwörden in die Mitte genommen und durch die Orte Geversdorf und Oberndorf geleitet. So wurde alle Gewaltat in den beiden Kirchspielen verhindert. Aber bei ihrem weiteren Durchzug durch unsere Heimat plünderten und brandschatzten sie in Lamstedt um so mehr.

Langsam wandelte sich dann die wehrhafte Freifahne zu einer Schützengilde, die aber immer noch den Zweck hatte, das Gemeinwesen und den einzelnen Bürger gegen Gewalttat zu schützen und bei Bränden zu helfen. Hinzu kam als weitere Aufgabe die Pflege der Geselligkeit und die Förderung der Dorfgemeinschaft. Schon gleich nach dem Dreißigjährigen Krieg beging man Schützenfeste. Es galten strenge Schieß-, Tanz- und Verhaltensregeln. Platzmangel verbietet es mir, die einzelnen Diziplinarmaßnahmen aufzuzählen, aber in den alten Satzungen kann man sie mit einigem Vergnügen nachlesen.

Alljährlich wurde auch ein Schützenkönig ausgeschossen, der als Ehrengabe einen silbernen Löffel erhielt. Auf dem Löffel war eingraviert "Geversdorfer Gilde" und die Jahreszahl. Auf der Vorderseite des Löffelstiels war eine Ständerscheibe angebracht. Ein silberner Löffel mit der Inschrift "Geversdorfer Gilde 1780" wurde laut Karl Albrecht (ehem.Geversdorfer Volksschullehrer) in der schlechten Zeit 1923 von den Nachkommen nach Cuxhaven verkauft. So ist er leider für Geversdorf für immer verloren.

Königsplaketten ab 1783 sind wertvoller Vereinsbesitz. Aus der Gildezeit sind noch zwei Eintrittserklärungen in die Geversdorfer Gilde aus dem Jahre 1836 vorhanden. Etwa um 1870 war wohl die Blütezeit der Geversdofer Schützengilde vorbei. Nun wurden die alljährlichen Schützenfeste von einem "Schützenkomitee", einem Zusammenschluß honoriger Bürger der Gemeinde, organisiert und durchgeführt. Dieses Schützenkomitee existierte bis 1924. Dann ging aus diesem Komitee im gleichen Jahr der Schützenverein hervor. Durch die Männer des Komitees erfolgte 1924 die erste offizielle Vereinsgründung.

1945 wurde der Geversdorfer Schützenverein -wie alle anderen Schützenvereine- durch die Militärregierung aufgelöst und 1948 erfolgte die Wiedergründung zunächst als Bogenschützenverein, um die alte Geversdorfer Schützentradition mit ihrem Ursprung in der Freifahne und der Geversdorfer Bürgerwehr fortzusetzen. Zurückgehend auf das Jahr 1632 beging der Geversdorfer Schützenverein im Jahre 1932 sein 300-jähriges Jubiläumsschützenfest. Eine Schützengruppe in historischen Landsknechtuniformen des Dreißigjährigen Krieges wurde damals gezeigt - von den Geversdorfer Akteuren dieser Gruppe lebt heute niemand mehr.

1982, begleitet von vielen Veranstaltungen, wurde das 350-jährige Jubiläumsschützenfest gefeiert. Dieses haben wir noch in guter Erinnerung. Und 2007 hatten wir unser 375-jähriges Jubiläumsschützenfest feiern und erleben dürfen. Wir danken an dieser Stelle allen Besucher und natürlich den vielen helfenden Händen. Wir freuen uns schon wieder auf das nächste Jahr - und natürlich auf Ihren Besuch !


Die Gemeinde Geversdorf ist ab dem 01.11.2016 ein Ortsteil der Gemeinde Cadenberge - natürlich bleibt Geversdorf als Ortsteil weiter lebendig und interessant. Auch die bisherige Samtgemeinde Am Dobrock ist Geschichte - zeitgleich ist die Fusion erfolgt und alle Gemeinden gehören jetzt zur Samtgemeinde Land Hadeln.

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